Wenn hier schon Rezis in die Threads reingestellt werden (siehe Diskussion zur Problematik), dann kann man diese Rezis ja auch als Anlass nehmen, um das Gelaber hier anzufachen, oder?
Also: Ich habe den Eindruck, dass es vielen so geht wie dem Martin Möller von dnd-gate, dass sie den zweiten Band tendenziell eher als Dahinplätschern auf hohem Niveau empfinden. Das war merkwürdigerweise überhaupt nicht mein Eindruck. Vielmehr fand ich, dass die Geschichte im zweiten Band erst so richtig spannend wird. Denn durch die Schilderung der Verhältnisse in der Stadt, den Elendsvierteln und den Steinbrüchen wird die existenzielle Bedrohung eigentlich erst so richtig spürbar gemacht. Vielleicht finde ich das nach zigtausend Schlachtengemälden aber einfach auch nur erfrischend, dass eine Fantasy-Geschichte mal ein soziales Bedrohungsszenario aufbaut und nicht gleich mit dem Kriegshammer und widerlichen Monsterhorden anrückt. Zugegebenermaßen bekommt man so zwar auch eine Prise Sozialkitsch, aber wie gesagt, ein bisschen Dickens in einer derart fantastischen Stadt gibt bei mir dennoch eher Pluspunkte.
Nicht verständlich ist mir Möllers Aussage, die Zeichnerin würde "wenig Neues" in diesem Band bringen. Erstens weiß ich tatsächlich nicht, was genau damit gemeint sein soll. Hat der Rezensent mit einem Stilwechsel gerechnet? Ich halte es eher für die Norm, dass solche Serien in einem einheitlichen Stil durchgezogen werden. Oder vermisste er grafische "Knaller"? Letzteres könnte ich nicht nachvollziehen. Gerade im zweiten Band zeigt sich in meinen Augen noch viel stärker, dass Zuccheri mit ihren Bildern ganz eigene Sub-Geschichten erzählt. Alltagsgegenstände, Schmuck, Rüstungen, und Wasserspeier (herrlich eklektisch zusammengewürfelt) vermitteln ganz ohne Worte den kulturellen Hintergrund einer Welt, in der "Naturvölker" einer sehr stark durch Zeremonien und Aberglauben gepägten "Hochkultur" gegenüberstehen. Von daher haben mich die Bilder nicht einfach nur wegen ihrer Gefälligkeit und Schönheit begeistert, sondern auch, weil sich die Zeichnerin sichtlich enorm viele Gedanken gemacht hat. Vor allem darüber, wie man ernsthaft eine Fantasywelt entwirft, die eine eigene Kulturgeschichte hat.
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