Wenn du Tatsumi gelesen hast, müsstest du auch wissen, dass das mit den lokal begrenzten Verlagen, den Aka-hon und den weiteren von dir genannten Fakten über die direkte Nachkriegszeit schreibst. Die mit dem amerikanischen Graphic Novels entfernt vergleichbare Phase entstand aber erst mit der gekiga-Bewegung Ende der 50er Jahre. Und ab da war Tokyo dominierendes und national (später international) übergreifendes Verlagszentrum für Manga. Man darf bei solchen Vergleichen über Landes- und jahrhundertgrenzen nicht den Fehler machen, von ein paar postulierten Gemeinsamkeiten über alle Unterschiede hinweg Parallelen zu ziehen.Original von L.N. Muhr
Insofern sehe ich keinen Grund, weshalb man nicht Werle wie "Pluto" als Roman in vielen Bänden begreifen sollte. So skeptisch ich dem Begriff "Graphic Novel" gegenüberstehe, weil er in der Tat ein Marketingbegriff ist - am Begriff "Roman" an sich soll es hierbei nicht scheitern.
Unterm Strich bleiben zwei Probleme:
1) Es gibt den japanischen Begriff "gekiga" - wenn man "manga" übernimmt, warum nicht auch das?
2) Es bleibt der Medienunterschied - Literatur und Comic sind verschiedene Ebenen. Roman ist eine literarische Gattung und keine Comicgattung. Durch die Übertragung auf den Comic wird ihm die mediale Unabhängigkeit aberkannt - eigentlich das Gegenteil von dem, was man haben will, wenn man den Comic endlich erwachsen sehen will.
Kurzfristig mag man damit ein paar Vermarktungserfolge verbuchen können, aber langfristig schadet man dem Comic nur. Leider ist Nachhaltigkeit etwas, was sich Comicverlage derzeit nicht mehr leisten können.
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