Tote von St. Michaelis

[Lola65]

Ivo Kircheis/Eckart Sackmann:
DIE TOTE VON ST. MICHAELIS

was gibbet dazu zu sagen??

[eck@rt]

Ein Einzeltitel. Wenige Augenblicke vor dem Bombenangriff auf Hildesheim am 22. März 1945, bei dem die Stadt völlig zerstört wurde, stößt der Hitlerjunge Willi Arndt das Mädchen, das er heiraten möchte, von der Höhe der Krypta der Kirche St. Michaelis. Bevor er begreift, was er angerichtet hat, heulen die Sirenen. Willi läuft Hals über Kopf in den Bunker. Als er nach einer halben Stunde wieder ans Tageslicht kommt, ist nichts mehr so, wie es vorher war.

Laßt euch überraschen.

eckrt

[ZAQ]

gern. trotzdem die frage: warum als "comicplus+ contura" und nicht als "collection cabrio"?

[hollandshoffnung]

hört sich auf jeden fall interessant an, wenn die zeichnungen schön sind ist der band von mir schon gekauft...

[eck@rt]

gern. trotzdem die frage: warum als "comicplus+ contura" und nicht als "collection cabrio"?

Weil's Hardcover wird und damit aus der Reihe fällt.

eckrt

[ZAQ]

(...) wenn die zeichnungen schön sind ist der band von mir schon gekauft...

Der Band ist von mir (heute) gekauft - und schon gelesen
Die Zeichnungen sind -für meinen Geschmack- nicht 'schön' - solln sie (dem Thema entsprechend) aber wohl auch gar nicht sein


Für mich vor allem interessant, weil ich mal sehen wollte, wie der -mir nur als Comic-'Theoretiker' bekannte- Dr. Sackmann (RRAAH!, Die deutsche Comic-Fachpresse, etc.) seine 'theoretischen' Kenntnisse übers Medium in die Praxis umsetzt: Die Zeichnungen sind -wie bereits angedeutet- nich so mein Ding, transportieren die Geschichte aber offenbar ganz gut, denn es gab so ein, zwei Stellen an denen ich von der Geschichte durchaus 'ergriffen' war. (Naja, vielleicht werd ich mit zunehmendem Alter auch zunehmend 'sentimental' )
Fazit: Kein Band, ders aus dem Stand in die 'ewige Bestenliste' schafft, aber einer, der mich zumindest berührt, angerührt, emotional bewegt hat und das ist weiss Gott mehr als ich von vielen anderen Comics in meiner Sammlung behaupten kann (die mir zeichnerisch besser gefallen, aber inhaltlich eben über seichtes Unterhaltungsniveau nicht hinauskommen). Das ist halt das Problem bei Western-, Thriller-, Abenteuer-Comics: Sie bieten (im besten Fall) spannende Unterhaltung aber ihre Protagonisten und deren 'Probleme' sind dermassen weit weg von der eigenen Erlebniswelt, dass solche Geschichten (egal in welchem Medium) einen nicht wirklich menschlich berühren.
Kurzum: Ein Band dem ich den Erfolg (und die Leser-Massen) wünsche, die er sicherlich verdient hat. Und was den 'Theoretiker' betrifft: Der kann von mir aus gerne weiter zum 'Praktiker' mutieren (wobei ich mir für die Zukunft 'bessere' Zeichnungen wünschen würde).

[eck@rt]

Ich danke für das Lob und möchte aber auch darauf verweisen, dass der altertümelnde Zeichenstil gewöhnungsbedürftig ist - für alle, die bisher frankobelgische, amerikanische oder japanische Comics gelesen haben.

Ich finde, Ivo (Lieblingszeichner Robert Crumb!, und ich habe ihn animiert, was ganz anderes zu machen) hat sich dem schwierigen Thema gut genähert. Da gab es dann auch Überraschungen, zum Beispiel, als ich Christoph, sein Modell für den Willi, persönlich kennenlernte. Der sieht (rein oberflächlich) völlig anders aus als die Zeichnungen, und doch habe ich den Menschen Christoph in dem gezeichneten Willi wiederentdeckt. Ähnlich ging es mir dann auch mit den anderen Modellen.

Für mich ist es eine gute Methode, Zeichnungen zu überprüfen, indem ich sie vergrößere. Macht das mal bei "Michaelis", es funktioniert.

eckrt

[ZAQ]

(...) Für mich ist es eine gute Methode, Zeichnungen zu überprüfen, indem ich sie vergrößere. Macht das mal bei "Michaelis", es funktioniert. (...)

Na, ich finde schon, dass die Zeichnungen so wirken sollten, wie sie sich dem Leser im gedruckten Werk darstellen. Ne Lupe hab ich meist nich zur Hand und alles einscannen und am Bildschirm vergrössern um vorher unbemerkte Qualitäten zu entdecken, kanns ja nun auch nich sein

Nee, im Ernst: Ich find die Zeichnungen ja auch nicht wirklich 'schlecht'. Und 'gewöhnungsbedürftig' ist da vielleicht auch die passende Vokabel... Wie gesagt: Sie erfüllen ihren Zweck, in dem sie die Geschichte ganz gut transportieren/umsetzen. Nur der Stil is halt nich 'meiner'... - Muss ja auch nich. Im Übrigen hab ich (leider) die Erfahrung gemacht, dass die wirklich guten Inhalte meistens nicht in 'meinem' Stil gezeichnet werden (sondern in nem 'gewöhnungsbedürftigen') und die Sachen, die ich zeichnerisch gut finde, sind inhaltlich meist mehr oder weniger 'banal', zumindest nicht wirklich 'menschlich berührend'. 'Schwarze Oliven', Spiegelmanns MAUS fallen mir ad hoc als Beispiele (für 'gute Inhalte') ein, Francq, Giraud, Hermann, Vance wären Beispiele für die andere Seite ('gute Zeichnungen'). Wahrscheinlich gefällt mir deshalb Manaras 'HP et Guiseppe Bergmann' so besonders (siehe mein Profil) weil es einer der wenigen Comics ist, der in einem mir zusagenden Stil gezeichnet ist und inhaltlich mehr bietet als platte, 'banale' Abenteuer-Geschichten...

[eck@rt]

In der Hildesheimer Michaeliskirche ist zur Zeit eine Ausstellung mit den Originalen, Skizzen und Vorlagen des Comics zu sehen (bis 29.3.2005). Mehr dazu unter
http://www.comicplus.de/michaelis_ausstellung1.html

eckrt

[lucien]

der Band hat beim ersten Lesen respektive Betrachten eine zwiespälitge Meinung bei mir hinterlassen. Die Geschichte als Mittel um die Schrecken des Bombardements aber auch der Personen und ihrer eigenen Geschichte, incl. nicht abgeschlossener Vergangenheitsbewältigung darzustellen hat mich schon angesprochen, obwohl mir das Ende zu glatt war.

Die Zeichnungen sind so gar nicht mein Fall, natürlich ist da der Einwand dass sie ja auch nicht "schön" sein müssen/sollen um diese tragische Geschichte zu illustrieren berechtigt, ist aber eben mein Eindruck.

Ich werde den Band mal meinem Vater zu lesen geben, der noch Erinnerungen an die Bombenangriffe hat, und werde seine Meinung dann posten, wenn es interessieren sollte.