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Thema: Comics, Literatur und Internetrecherche - Die Crux mit Fakt und Fake

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  1. #1
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Comics, Literatur und Internetrecherche - Die Crux mit Fakt und Fake

    Es ist im Lucky Luke GA-Thread nicht am richtigen Platz, aber ich finde es relevant und es betrifft viele von uns jeden Tag: das Internet ist nicht der Ort gesicherter Informationen. Im Zuge meines Anspruchs an brauchbare Veröffentlichungsdaten in den jeweiligen Bänden ergab sich eine Diskussiion um das Internet im Allgemeinen, die sich aber durchaus den Bezug zu Literatur und Comics bewahrt hat, so dass ich den Verlauf jetzt einfach mal hierhin verlege.

    Zitat Zitat von Jovis Beitrag anzeigen
    In einem Forum ist grundsätzlich alles klar. Hier werden Meinungen ausgetauscht und Informationen sind immer welche, die wahr oder falsch sein können. Hier im Forum steht unglaublich viel Unsinn und es gibt hier Leute, die noch keinen vernünftigen oder inhaltlich richtigen Satz geschrieben haben. Das ist uns aber mindestens unterbewusst klar. Wir haben hier sogar ein intuitives Gefühl dafür, wer hier absichtlich provokativen Nonsens von sich gibt, oder im festen Glauben argumentiert.

    Bei einer Google-Recherche ist es nicht mehr so einfach, weil die unglaublich vielen Ergebnisse einer Suche keinerlei Hinweise mehr bieten auf den wahrscheinlichen Wahrheitsgehalt. Jede Seite auf die man stößt verspricht für sich erstmal, eine ernstzunehmende Antwort auf die Suchanfrage zu sein. Aber nicht mal Wikipedia ist da verlässlich. Und je mehr man sich mit den Ergebnissen beschäftigt, desto mehr wiedersprechen sie sich ohne Anhaltspunkte zu liefern, was davon man eher als Wahrheit betrachten könnte.

    Das beste Beispiel hatte ich heute: zur Veröffentlichung von Marc Dacier wurden die Jahre ab 1960 aufwärts und ab 1958 aufwärts gefunden. Wenn man beide Seiten gefunden hat, kann man darauf schließen, dass eine Seite die Magazinveröffentlichung nennt, die andere die Albenveröffentlichung. Es könnte aber auch eine Seite Falschinformationen geben. Oder man findet eben nur eine.

    Wer jemals was medizinisches gegugelt hat, weiß sowieso Bescheid. Was immer man gugelt, auf einer Seite ist mit dem körperlichen Phänomen der baldige Tod verbunden. Wer medizinische Dinge im Netz gugelt, ist selbst schuld. Und dass auf Selbsthilfeseiten die Leute, die Hilfe gefunden haben, dort längst nicht mehr sind, sondern nur noch die völlig frustrierten, die keine Hilfe gefunden haben und jeden Tag dort schlechte Stimmung verbreiten, das ist ebenfalls ein alter Hut. Das Internet ist zur Sammlung von brauchbaren Informationen völlig ungeeignet, außer man ist bereit, einfach wahllos eine der gefundenen Infos zu glauben. Dazu gugle man bitte das Wort "Naivität".
    Zitat Zitat von albert-enzian Beitrag anzeigen
    Sorry, aber das kann man nicht so ganz unwidersprochen stehen lassen.
    Natürlich findest Du jede Menge Müll im weltweiten Netz, aber nichtsdestotrotz ist das Internet inzwischen eine unglaubliche Hilfe bei Recherchen geworden. Ich spreche hier aus der Erfahrung mit unserer Arbeit für die Kaukapedia heraus. Ohne das Internet hätten wir beileibe nicht in so (relativer) "kurzer" Zeit so viele Informationen zusammentragen können.
    Aber man muss die gefundenen Daten und "Fakten" natürlich immer überprüfen und gegenchecken. Einfach die erste gefundene Info ungeprüft als wahr zu erachten wäre dann wirklich sehr, sehr naiv.

    Zitat Zitat von Jovis Beitrag anzeigen
    Point taken, albert. Das Internet ist inzwischen alt genug, dass wir womöglich auch bei umfangreichen Recherchen schon eine intuitive Einschätzung für wahr und falsch entwickelt haben. Und es mag auch sein, dass für bestimmte Bereiche die Anzahl brauchbarer Ergebnisse größer ist als zum Beispiel bei medizinischen Recherchen. Was ihr für Wikipedia recherchiert, mag zuverlässiger sein. Über Marc Dacier wird es insgesamt weniger Quatsch geben als über Asterix. Aber es gibt durchaus inzwischen auch zunehmend viele Idioten, die bewusst und willentlich Falschinformationen verbreiten und damit unseren frisch entwickelten Instinkt für wahr und falsch verwirren. Die sind allerdings auch inzwischen mit Printmedien aktiv. Wie immer ist das Thema viel größer als wir das hier ausbreiten sollten, zudem im Lucky Luke GA-Thread.

    Ich bleibe aber bei meinem ursprünglichen Anlass damit anzufangen: wenn in Comiceditionen Veröffentlichungsdaten von Magazin-VÖ, Alben-VÖ und deutscher Erst-VÖ angegeben werden, dann halte ich solche Informationen für grundsätzlich veerlässlicher als wenn ich darüber im Netz Informationen finde. Damit fahre ich wahrscheinlich nicht zu 100% richtig. Aber ich fühle mich 200% sicherer als mit Netzinfos.
    Zitat Zitat von BobCramer Beitrag anzeigen
    Früher konnte man sich drauf verlassen, dass man zu einem bestimmten Thema eine verlässliche Info bekam, wenn man einen Meter Brockhaus im Regal stehen hatte. Heute besteht in der Tat die Gefahr, dass man bei einer Netzrecherche zu einem Thema unter einer gigantischen Lawine aus (gezielten oder unabsichtlichen) Falschinformationen, Lügen und Propganda begraben wird. Ist zwar lästig, andererseits bietet einem das Netz auch die Möglichkeit, sehr viele verschiedene Quellen zur Informationsgewinnung heranzuziehen und die so gewonnenen Erkenntnisse zu bewerten, zu gewichten, miteinander zu vergleichen. Das erweitert letzten Endes den Horizont, wie ich finde. Es ist auch eine Demokratisierung der Informationsflüsse, die vorher vor allem von elitären Gatekeepern wie der Brockhaus-Redaktion gesteuert wurden.

    Als Filmfreak möchte ich auf jeden Fall nicht mehr zurück in die Zeit, in der das legendäre "Lexikon des internationalen Films" als zentraler Infopool unverzichtbar war, weil es im deutschsprachigen Raum faktisch keine gleichwertigen Informationsquellen gab. Ich mag mich einfach nicht mehr abhängig machen von irgendwelchen scheinbar allwissenden Lexika, die bei mir im Regal stehen, sondern bin froh, dass ich im Netspace zahllose weitere Infoquellen anzapfen kann, wohl wissend, dass Vorsicht immer angebracht ist und man nie genau wissen kann, welche Qualifikationen oder Intentionen die Person hat, die die Infos zur Verfügung stellt. Aber das ist eben so im Internetzeitalter. Ein Zurück in die Brockhausära gibt es nicht mehr.
    Hihi. Das katholische Filmlexikon hatte ich fast vergessen. Ja, das hatte ich natürlich auch und das Problem hier war immer, wie beim Brockhaus auch, dass nach dem Kauf immer vor dem Kauf war. Und natürlich waren die Meinungen dort sehr gefärbt. Aber gerade in Faktensachen wie Filmherkunft und Produktionsjahr usw. war das Werk schon unerlässlich. Wird heute aber tatsächlich von Ofdb ganz gut ersetzt. Auch dort werden wie im Forum (s.o.) Meinungen als solche erkennbar vertreten, aber relevante Recherchedaten sind ziemlich gut aufgelistet. Ich würde Ofdb als eine verlässliche Internetquelle betrachten, die aber auch mit der Sorgfältigkeit der Aktualisierung steht und fällt. Manche Filme werden dort nicht als erhältlich geführt, können aber bei Onlinehändlern Nice Price-bestellt werden. Die hatten zwischendurch mal ein paar schlechte Jahre und deren Suchmaschine ist eine Beleidigung für alle Beteiligten.


    Zitat Zitat von ZAQ Beitrag anzeigen
    Grade das ist aber zB das Problem mit der Wikipedia und ihren Quellen/Belegen: Die Wikipedia-Regularien sammeln ausdrücklich nicht Wissen, sondern "belegtes Wissen". Unbelegte Wahrheit wird da im Zweifel gelöscht - weil eben unbelegt. Dafür wird jeder Mumpitz behalten oder zumindest alternativ mit erwähnt, wenn er in irgendeiner als vermeintlich verlässlich eingestuften Quelle zu finden ist. So genügt es der wikipedia zB bei meinem Großvater nicht, die korrekten Sterbedaten zu nennen, sondern sie weisen darauf hin, dass es dazu in anderen Quellen auch "alternative Fakten" gibt. Immerhin verzichtet die Wikipedia mittlerweile darauf, ihn in der aktuellen Version immer noch als möglicherweise geadelt ("von Manstein") darzustellen.
    Geändert von Jovis (25.11.2023 um 07:43 Uhr)

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