Der Ödipuskomplex
(von Sigmund Freud in die Psychoanalyse eingeführt)
Der Ödipuskomplex ist ein zentraler Begriff der Psychoanalyse, welcher von Sigmund Freud, einem Wiener Neurologen, entwickelt wurde, und auf Selbstanalyse und dem praktischen Umgang mit Patienten basiert.
Freud selber bezeichnete die Psychoanalyse als Vorgang zur Untersuchung von seelischen Vorgängen/ Konflikten, welche sich im Unbewussten befinden bzw. diesem entspringen und somit schwer zugänglich sind.
Auch definierte er gemäß der Theorie eine Reihe von psychologischen Erkenntnissen, die zusammen ein wissenschaftliches Konstrukt ergeben. Die Psychoanalyse wird häufig per se wegen der methodischen Grundlage kritisiert und dementsprechend auch als "Pseudowissenschaft" bezeichnet.
Ebenso war es Freud, der ein Jahr nach seiner Einführung des Begriffs der Psychoanalyse, also 1897, zum ersten Mal in einem Brief an Wilhelm Fließ die grundlegende These des Odipuskomplexes äußerte, welche auf selbstanalystischen Erkenntnissen basierte.
Die Quelle der These ist Freuds Bearbeitung des Dramas „König Ödipus“ von Sophokles. Darin erschlug der thebanische König Ödipus unwissend seinen Vater und heiratete seine Mutter.
Der Begriff selber bezeichnet eine frühkindliche Beziehung zu den Eltern. Gemeint ist hier die phallische Phase, auch ödipale Phase genannt, welche sich zwischen der analen und genitalen Phase befindet und somit zwischen dem dritten und siebten Lebensjahr.
Sie kennzeichnet die dritte Stufe der kindlichen Sexualität, in deren Grund hauptsächlich der Lustgewinn durch Reizung des Penis bei Jungen und der Klitoris bei Mädchen liegt. Der Knabe erkennt, dass der Vater auch einen Penis besitzt, die Mutter, das erste Liebesobjekt, aber nicht. Aus diesen Einsichten entstehen Lust- und Liebesgefühle gegenüber dem gegengeschlechtlichen Elternteil, während dann die gleichgeschlechtliche Person als mächtiger und unangenehmer Rivale empfunden wird. Der Sohn entwickelt hierbei auch das beklemmende Gefühl der Kastrationsangst.
Diese wiederum verhilft ihm zur Verdrängung der sexuellen Wünsche der Mutter gegenüber und er beginnt Moral- und Wertvorstellungen des Vaters anzunehmen sowie ihn als Autorität anzuerkennen.
So wird diese Phase günstig und gesund beendet. Später wird sie wiederbelebt, dann aber durch Freunde oder Partner überwunden.
Gelingt es dem Knaben nicht diesen Abschnitt in der Kindheit ausreichend zu bewältigen, ist nach Freud dies ein grundlegendes Element für Erkrankungen des Nervensystems und/ oder Persönlichkeitsstörungen.
Die Bezeichnung im Bezug auf „König Ödipus“ ist insofern nicht richtig, dass diesem nicht bekannt war, dass es sich bei dem von ihm ermordeten Laios und der Gattin Iokastes um die leiblichen Eltern handelte.
Die Theorie des Ödipuskomplexes ist mittlerweile durch die Wissenschaft, insbesondere durch ein Werk von Norbert Bischof, falsifiziert worden.
Die weibliche Analogie dazu, von Carl Gustav Jung, einem ehemaligen Schüler Freuds, gesehen und als Elektrakomplex bezeichnet, ist allerdings weitaus weniger geläufig und hängt mit dem von Freud formulierten „Penisneid“ zusammen.
Lesezeichen