Buffalo, Freitag, kurz nach 4 Uhr
Daniel hatte gerade zwei 20-Dollar-Scheine aus seiner Jeans gefischt, als plötzlich die Klänge von "Hells Bells" über das Areal fegten. Unwillkürlich zuckte Daniel zusammen, wissend, dass es das Back in Black Album im CD-Player des gestohlenen Cherokees war, das erklang. Einen kurzen Augenblick lang ließ sich der Schreck in seinen Gesichtszügen ablesen, dann rang er sich ein entschuldigendes Lachen ab. "Sorry, die Kinder", presste er heraus, warf die beiden Geldscheine auf den Tresen und beeilte sich, den Shop zu verlassen. Er hoffte, dass sein Gefühl ihn nicht täuschte und der Tankwart nur ebenso misstrauisch war, wie er selbst, ihm aber nichts tun würde, solange Daniel für ihn keine Gefahr darstellte.
Kaum dass er draußen war, zog er unauffällig die Handfeuerwaffe, die er zuvor dem Hühnen abgenommen und beim Aussteigen unter seinem Shirt in der hinteren Jeanstasche verwahrt hatte. Er wusste, dass er das Licht aus dem Shop im Rücken hatte und somit sichttechnisch im Nachteil gegenüber einem etwaigen Gegner war - also überlegte er nicht lange und "shiftete" zum Wagen, tauchte innerhalb des Bruchteils einer Sekunde neben der Fahrertür auf und riss diese auf, die gezogene Waffe auf wen auch immer er auf dem Fahrersitz vorfinden würde gerichtet. Er verzichtete auf jedwede Floskel, kein "Hände hoch", kein "keine Bewegung" - nur das Klicken der Waffe, als er diese entsicherte.
Spielleitung: Boston, Hafen
Der weiße Van erreichte die Szenerie und drehte um, so dass die Rückseite in Richtung der Gefangenen zeigte. Zwei FBI-Agenten näherten sich dem Van und schickten sich an die rückwärtige Tür zu öffnen.
Bevor Sie den Türknauf drücken konnten, sprangen die beiden Türen auf, und die Hölle brach los.
In einem Knall öffneten sich die beiden Türen. Zwei Männer sprangen aus dem Van und stießen die beiden FBI-Agenten um. Zeitgleich wurden mehrere Rauchgranaten aus dem Heck des Vans abgefeuert, die einen großen Teil der Agenten sowie die Gefangenen in dichten weißen Rauch hüllten.
Drei weitere Gestalten traten aus dem Heckbereich des Vans in Richtung des Rauchs. Der erste Agent, der einem von Ihnen zu Nahe kam, fiel zu Boden. Ein Brandloch prangte auf seiner Brust. Schnell folgten weitere Agenten und die drei Gestalten drangen schnell in Richtung der mutmaßlichen Terroristen vor.
"Whinthorpe, Whitman!" schrie der Einsatzleiter.
"Verdammt, wo sind sie?"
"Delta One an Delta-Team", sprach er in sein Funkgerät. Wir werden attackiert - Feind unbekannt. Alle Mann zurück zu...." Weiter kam er nicht, als er mit einem Brandloch in der Brust zu Boden fiel und mit glasigen Augen in den Himmel blickte...
Spielleitung: Buffalo, Freitag 04:09 Uhr
Lilli war unglaublich schnell. Mit normaler menschlicher Warnehmung hätte Daniel es aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse nicht geschafft Lilli rechtzeitig zu erkennen. Durch seinen Gefahrensinn war er jedoch gewarnt, und hatte so die berühmt, berüchtigte Schrecksekunde als Reaktionszeit.
Lilli hingegen konnte von Ihrer Position aus, nun ins innere des Wagens blicken und sah den bewusstlosen Ägypter auf der Rückbank liegen.
Buffalo, Freitag, kurz nach 4 Uhr
Die Geschwindigkeit der jungen Frau erwischte Daniel unvorbereitet und hätte sein Gefahrensinn nicht geläutet wie die Glocken der Notre Dame, so hätte er nichts entgegenzusetzen gehabt. So aber griffen seine eigenen, ebenfalls übermenschlichen Reflexe und instinktiv machte er einen Satz nach hinten, um aus der Reichweite seiner Kontrahentin zu kommen - was beinahe gelang. So aber erwischte Lillis Hand, mit der sie nach der Waffe gegriffen hatte, um diese zu zerlegen, gerade noch den Lauf. Aufgrund ihrer Geschwindigkeit genügte der Impuls, um Daniel zu seiner eigenen Verblüffung die Pistole aus der Hand zu schlagen.
Eine Mutantin!, schoss es ihm durch den Kopf. Einen Sekundenbruchteil lang war er unschlüssig, nur selten hatte er es mit jemandem zu tun, der ihn in Sachen Geschwindigkeit womöglich übertraf. Fight or flight. Dann traf er eine Entscheidung ... Er warpte unmittelbar auf Lilli zu und durch sie hindurch, was von einem intensiven Gefühl begleitet wurde, das am ehesten vergleichbar war mit dem Kribbeln eingeschlafener Gliedmaßen, und materialisierte hinter ihr auf dem Beifahrersitz, von wo aus er versuchte, sie von hinten in einen Würgegriff zu nehmen.
Buffalo, Freitag, kurz nach 4 Uhr
Daniel stutzte, als er seinen Namen hörte, doch er lockerte den Griff nicht. War das ein Trick? Hatten seine Verfolger die junge Frau geschickt? Doch ihr Tonfall klang ehrlich ...
Er merkte, dass sein Gefahrensinn nicht länger ansprach.
"Wer bist Du? Was willst Du von mir?", zischte er.
Buffalo, Freitag, kurz nach 4 Uhr
Lilli konnte spüren, dass der Griff um ihren Hals nachgab, als Unsicherheit Daniel ergriff. Noch ließ er nicht los, doch es wäre nun ein leichtes, dem Griff zu entrinnen.
Daniel wusste nicht, was er tun sollte. Sein Gedächtnisverlust machte ihn hilflos in solchen Situationen - rein theoretisch konnte jeder sich für eine Person aus seiner Vergangenheit ausgeben ... wie sollte er es überprüfen können. Und warum sollte eine frühere Freundin sein Auto klauen wollen?
Doch Lillis nächste Worte weckten Vertrauen. Ihre Stimme klang leicht brüchig, so als kämpfe sie mit den Tränen. Ihre Worte waren vorwurfsvoll, doch es klang echte Emotion darin.
Schließlich ließ er sie los und sank in den Beifahrersitz, nicht ohne den Blick von ihr zu lassen, bereit zu reagieren, sollte er auf eine List hereingefallen sein. Er sah misstrauisch und müde aber kampfbereit aus, wie ein gehetztes Tier.
Buffalo, Freitag, kurz nach 4 Uhr
Daniel war angesichts Lillis plötzlichem Ausbruch an überschwänglicher Zuneigung überfordert. Er ließ ihre Umarmung geschehen, ohne diese zu erwidern und versuchte, das Geschehen in einen sinnvollen Zusammenhang einzuordnen. Inzwischen war er sich sicher, dass die Emotionen der jungen Frau ehrlich waren ... offenbar waren sie tatsächlich so etwas wie alte Freunde. Er versuchte sich daran zu erinnern, was Pandora ihm über die früheren gemeinsamen Schulkameraden erzählt hatte, doch dies war nur selten ein Thema zwischen ihnen gewesen ... nicht zuletzt, weil es eine Zeit war, die Pandy hinter sich lassen wollte.
Schließlich löste das Mädchen sich von ihm, nur um ihn erleichtert anzulächeln, was ihm nicht weniger unangenehm war. Er atmete tief ein ... es gab kein zurück, er musste mit offenen Karten spielen. Wer immer sie war, ihr Verhältnis war weit enger gewesen als mit dieser Kim, welcher er hatte vorspielen können, der alte zu sein.
"Es tut mir Leid", sagte er schließlich mit ruhiger Stimme und schob Lilli dabei behutsam aber bestimmt ein wenig von sich. "Ich nehme an, wir kennen uns ... aber ich fürchte, ich kann mich nicht daran erinnern ..."